SPD-Krise: Kühnert gesteht Ohnmacht, Experte analysiert AfD-Erfolg

SPD-Generalsekretär Kühnert äußert sich zur Partei-Krise. Generationenforscher erklärt AfD-Erfolg bei Jugendlichen. Experten fordern stärkere Führung durch Kanzler Scholz.

4. Oktober 2024, 00:58  •  0 ansichten

SPD-Krise: Kühnert gesteht Ohnmacht, Experte analysiert AfD-Erfolg

In einer bemerkenswerten Diskussion bei "Markus Lanz" am 3. Oktober 2024 äußerte sich Kevin Kühnert, Generalsekretär der SPD, zur aktuellen Krise seiner Partei. Er räumte eine "gewisse Ohnmacht" angesichts sinkender Umfragewerte ein und verwies auf einen "Grundsatzverdruss" in der Bevölkerung.

Generationenforscher Rüdiger Maas bot eine überraschende Erklärung für den Erfolg der AfD bei jungen Wählern. Er argumentierte, dass gerade behütet aufgewachsene Jugendliche zur Unmündigkeit erzogen würden und dadurch anfällig für populistische Botschaften seien. Laut Maas gaben in Umfragen 40% der jungen Wähler an, die Regierung arbeite nicht für sie, bei AfD-Anhängern sogar 70%.

"Wir unterschätzen, dass wenn ich mein Leben lang in die Schule gefahren werde, mein Leben lang mir alles abgenommen wird, ich auch nie gelernt habe, meinen Handlungsspielraum wahrzunehmen. Und da habe ich so ein Gefühl von Ohnmacht, wenn ich das nicht kann"

Rüdiger Maas, Generationenforscher

Die Diskussion berührte auch die Rolle der SPD als traditionelle Arbeiterpartei. Kühnert betonte das Engagement der Partei für Industriearbeitsplätze und verwies auf Unterstützungsmaßnahmen wie bei der Meyer Werft. Dennoch bleibt die Frage, ob die AfD diese Rolle übernommen hat, umstritten.

Robin Alexander, stellvertretender Chefredakteur der "Welt", kritisierte den Fatalismus in Kühnerts Aussagen und forderte von Bundeskanzler Olaf Scholz mehr Führungsstärke. Er erinnerte an die Agenda 2010 unter Gerhard Schröder als Beispiel für entschlossenes Handeln in Krisenzeiten.

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Die Analyse zeigte auch, dass junge Menschen die traditionelle Links-Rechts-Einteilung der Parteienlandschaft zunehmend in Frage stellen. Für viele sei die AfD eine "nahbare Partei der konservativen Mitte", so Maas. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in Österreich wider, wie die Wiener Journalistin Corinna Milborn berichtete.

Die Diskussion verdeutlichte die komplexen Herausforderungen, denen sich etablierte Parteien wie die SPD gegenübersehen. Mit sinkenden Umfragewerten, einem veränderten politischen Spektrum und neuen Erwartungen junger Wähler steht die Partei vor der Aufgabe, ihre Position neu zu definieren und Vertrauen zurückzugewinnen.