Schwarze Rehe: Seltene Schönheiten im Nordwesten Deutschlands

Im Nordwesten Deutschlands leben äußerst seltene schwarze Rehe. Ihr begrenztes Verbreitungsgebiet und ihre ungewöhnliche Färbung faszinieren Experten und Naturliebhaber gleichermaßen.

7. Oktober 2024, 08:52  •  0 ansichten

Schwarze Rehe: Seltene Schönheiten im Nordwesten Deutschlands

In den Wäldern Deutschlands leben etwa 2,5 Millionen Rehe, doch eine besondere Variante fasziniert Experten und Naturliebhaber: die schwarzen Rehe. Diese seltenen Tiere sind fast ausschließlich im Nordwesten Deutschlands anzutreffen und unterscheiden sich von ihren Artgenossen nur durch ihr dunkelgraues bis tiefschwarzes Fell.

Rehe sind die kleinste europäische Hirschart und können bis zu 17 Jahre alt werden. Sie sind Wiederkäuer mit einem vierteiligen Magen und können Sprünge von bis zu 2 Metern Höhe und 6 Metern Weite machen. Ihre Körpertemperatur beträgt etwa 38,5°C, und sie können Geschwindigkeiten von bis zu 70 km/h erreichen.

Das Phänomen der schwarzen Rehe wird als Melanismus bezeichnet und ist auf einen Gendefekt zurückzuführen, der zu einer vermehrten Bildung schwarzer Pigmente führt. Experten schätzen, dass diese Farbvariante in einem Verhältnis von 1:10.000 auftritt. Andere Berechnungen gehen davon aus, dass bis zu 20 Prozent aller Rehe im Nordwesten schwarz sein könnten.

Die Geschichte der schwarzen Rehe reicht möglicherweise bis vor das Jahr 1000 zurück, mit ersten Sichtungen im Bereich um Haste bei Hannover. Im 16. Jahrhundert wurden sie auch in Verden, Osnabrück und im Landkreis Lüchow-Dannenberg sesshaft. Bis heute trägt die Gemeinde Haste einen schwarzen Rehbock in ihrem Wappen.

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Jäger und Naturfotografen sind von diesen ungewöhnlichen Tieren fasziniert. Der Naturfotograf Eike Mross berichtet, dass er schwarze Rehe nur in einem Umkreis von 200 Kilometern rund um Hannover sichten konnte. Allerdings wurde 2022 auch in Hamm ein schwarzes Reh gesichtet.

"Nur wenige haben das Glück, in ihrem Jägerleben einen schwarzen Bock zu strecken. Es ist eines der seltensten Wildtiere, das man jagen kann."

Eike Mross, Naturfotograf und Redakteur

Interessanterweise haben Rehe keine Gallenblase, und ihre Pupillen sind waagerecht geschlitzt. Sie haben ein ausgezeichnetes Gehör und können ihre Ohren unabhängig voneinander bewegen. In der Mythologie vieler Kulturen symbolisieren Rehe Anmut und Schönheit.

Jäger haben in der Vergangenheit versucht, die Population der schwarzen Rehe zu schützen und zu erhöhen. Bis 1933 wurden im Bereich Haste gezielt rotbraune Rehe geschossen, um den Anteil schwarzer Rehe auf 90 Prozent zu erhöhen. Heute werden schwarze Rehe nur selten zum Abschuss freigegeben.

Rehe sind dämmerungs- und nachtaktiv und das am häufigsten gejagte Wildtier in Deutschland. Sie markieren ihr Revier mit Duftdrüsen zwischen den Zehen und können sehr gut schwimmen, sogar breite Flüsse überqueren.

Trotz intensiver Forschung bleibt das enge Verbreitungsgebiet der schwarzen Rehe ein Rätsel für Experten. Ihr seltener Anblick gilt weiterhin als "absolutes Highlight" für Naturbeobachter und Jäger gleichermaßen.