IEA warnt: Steigende Gasnachfrage und geopolitische Risiken gefährden Versorgung

Die IEA prognostiziert einen Rekordanstieg des globalen Gasverbrauchs und warnt vor Versorgungsengpässen. Geopolitische Spannungen und das mögliche Ende des russischen Gastransits durch die Ukraine verschärfen die Lage.

3. Oktober 2024, 15:03  •  0 ansichten

IEA warnt: Steigende Gasnachfrage und geopolitische Risiken gefährden Versorgung

Die Internationale Energieagentur (IEA) hat in ihrem jüngsten Bericht auf potenzielle Risiken für die globale Gasversorgung hingewiesen. Der weltweite Gasverbrauch steigt weiterhin an, was in Kombination mit geopolitischen Spannungen zu Unsicherheiten in der Versorgungslage führen könnte.

Laut IEA wird der globale Gasverbrauch in diesem Jahr voraussichtlich um 2,5% auf einen Rekordwert von 4.200 Milliarden Kubikmetern ansteigen. Für das kommende Jahr wird ein weiterer Zuwachs von 2,3% erwartet. Keisuke Sadamori, Direktor für Energiemärkte und -sicherheit bei der IEA, erklärt:

"Das Wachstum der weltweiten Gasnachfrage in diesem und im nächsten Jahr spiegelt die allmähliche Erholung von der globalen Energiekrise wider, die die Märkte hart getroffen hat."

IEA-Direktor Keisuke Sadamori zur aktuellen Situation:

Erdgas, der drittgrößte Energieträger weltweit nach Öl und Kohle, spielt eine zentrale Rolle in der globalen Energieversorgung. Die größten Reserven befinden sich in Russland, Iran und Katar. Allerdings könnte das Ende der bestehenden Verträge für den russischen Gastransit durch die Ukraine Ende 2024 zu erheblichen Versorgungsengpässen führen.

Die IEA betont die wachsende Bedeutung von Flüssigerdgas (LNG) für die Aufrechterhaltung des globalen Gleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage. LNG wird auf -162°C gekühlt, um es effizient zu transportieren. Die erste kommerzielle LNG-Anlage wurde bereits 1964 in Algerien in Betrieb genommen.

Image

Geopolitische Spannungen und logistische Herausforderungen, wie Engpässe im Panamakanal und im Roten Meer, verdeutlichen die Anfälligkeit des globalen Gasmarktes. Der 82 km lange Panamakanal und das Rote Meer, welches das Mittelmeer mit dem Indischen Ozean verbindet, sind wichtige Transportrouten für LNG-Tanker.

Um die Versorgungssicherheit zu verbessern, empfiehlt die IEA eine höhere Flexibilität in der Gas- und LNG-Wertschöpfungskette sowie die Integration des ukrainischen Gasspeichersystems in den globalen Gasmarkt. Die Ukraine verfügt über eines der größten Gasspeichersysteme in Europa.

Die aktuelle Situation erinnert an frühere Gaskrisen, wie die von 2006 und 2009, die zu verstärkten Diversifizierungsbemühungen in Europa führten. Die EU hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden, was den Übergang zu erneuerbaren Energien beschleunigen könnte.

Während China als weltweit größter Erdgasimporteur eine Schlüsselrolle spielt, planen andere Länder wie Katar, ihre LNG-Produktion deutlich zu steigern. Gleichzeitig gewinnen alternative Energiequellen wie Biogas an Bedeutung als erneuerbare Alternative zu fossilem Erdgas.

Die IEA, die 1974 als Reaktion auf die Ölkrise gegründet wurde, betont die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen Erzeugern und Verbrauchern, um die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen und eine stabile Energieversorgung zu gewährleisten.