Tragödie vor El Hierro: Boot mit Migranten kentert kurz vor Ziel

Vor der Kanareninsel El Hierro kenterte ein Boot mit 84 Migranten. Neun Menschen starben, viele werden vermisst. Die gefährliche Atlantikroute fordert weiterhin Opfer.

28. September 2024, 10:34  •  60 ansichten

Tragödie vor El Hierro: Boot mit Migranten kentert kurz vor Ziel

Ein tragischer Vorfall ereignete sich vor der Küste von El Hierro, der kleinsten und westlichsten der Kanarischen Inseln. Ein Boot mit 84 Migranten aus Afrika kenterte kurz vor dem Erreichen des Hafens von La Restinga, dem südlichsten Ort Spaniens. Die spanische Seenotrettung berichtete, dass mindestens neun Menschen bei dem Unglück ums Leben kamen.

Die gefährliche "Atlantikroute", die von der Westküste Afrikas zu den etwa 100 km entfernten Kanarischen Inseln führt, fordert weiterhin Opfer. Nach Angaben der Rettungskräfte konnten 27 Menschen gerettet werden, während die Suche nach 48 Vermissten im Meer vor El Hierro fortgesetzt wird.

Das Unglück ereignete sich, als sich zu viele Menschen an Bord des offenen Holzbootes auf eine Seite begaben, während sich ein Seenotrettungskreuzer näherte. Die raue See trug zusätzlich zum Kentern des Bootes bei.

Image

Die Kanarischen Inseln, eine autonome Gemeinschaft Spaniens mit subtropischem Klima, sind nicht nur ein beliebtes Touristenziel, sondern auch Ziel vieler Migranten. Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) verzeichnete in diesem Jahr bereits fast 30.000 Migranten, die von Afrika aus die Kanaren erreichten - eine deutliche Zunahme im Vergleich zum Vorjahr.

Die spanische Hilfsorganisation Caminando Fronteras schätzt, dass von Januar bis Ende Mai 2024 etwa 4.800 Menschen auf der hunderte Kilometer langen Überfahrt ertrunken oder an Entkräftung gestorben sind. Diese Zahlen unterstreichen die Gefährlichkeit der Route.

El Hierro, mit einer Fläche von nur 268,71 km² und etwa 11.000 Einwohnern, steht vor besonderen Herausforderungen bei der Bewältigung der Migrationssituation. Die Insel, die 2000 zum UNESCO-Biosphärenreservat erklärt wurde und auf 100% erneuerbare Energien setzt, muss nun humanitäre Hilfe mit Umweltschutz in Einklang bringen.

Die Tragödie vor El Hierro wirft ein Schlaglicht auf die komplexe Migrationssituation im Atlantik. Während die Kanaren jährlich über 12 Millionen Touristen begrüßen, kämpfen sie gleichzeitig mit den Herausforderungen der irregulären Migration. Die Inseln, einst von den Guanchen bewohnt und heute spanischsprachig, stehen vor der Aufgabe, Menschenleben zu retten und gleichzeitig ihre einzigartige Natur zu schützen - vom höchsten Berg Pico de Malpaso bis zum uralten Wacholderbaum "Garoé".

Die internationale Gemeinschaft ist gefordert, Lösungen zu finden, um weitere Tragödien auf der gefährlichen Atlantikroute zu verhindern und gleichzeitig die Ursachen der Migration in den Herkunftsländern anzugehen.