Tesla-Chefs machen Hausbesuche bei kranken Mitarbeitern in Grünheide

Im Tesla-Werk Grünheide sorgt ein hoher Krankenstand für Aufsehen. Die Werksleitung greift zu ungewöhnlichen Maßnahmen und führt Kontrollbesuche bei kranken Mitarbeitern durch.

25. September 2024, 00:46  •  0 ansichten

Tesla-Chefs machen Hausbesuche bei kranken Mitarbeitern in Grünheide

Im Tesla-Werk Grünheide, der ersten europäischen Gigafactory des Unternehmens, sorgt ein ungewöhnlich hoher Krankenstand für Besorgnis bei der Werksleitung. Die Fabrik, die erst vor zwei Jahren eröffnet wurde und eine jährliche Produktionskapazität von 500.000 Fahrzeugen anstrebt, sieht sich mit einer herausfordernden Situation konfrontiert.

Geschäftsführer André Thierig und Personalchef Erik Demmler haben zu einer außergewöhnlichen Maßnahme gegriffen: Sie führten unangemeldete Hausbesuche bei krankgemeldeten Mitarbeitern durch. Diese Aktion stieß bei vielen Betroffenen auf Ablehnung und führte teilweise zu aggressiven Reaktionen.

Der Auslöser für diese Maßnahme war ein alarmierend hoher Krankenstand. Im August 2024 erreichte er mit 17 Prozent einen Höchststand, Anfang September lag er noch bei 11 Prozent. Diese Zahlen liegen deutlich über dem deutschen Durchschnitt von 6,1 Prozent im Jahr 2023.

Image

Die Situation in Grünheide ist besonders bemerkenswert, da Tesla hier hochautomatisierte Produktionsprozesse einsetzt und innovative Arbeitsmodelle eingeführt hat. Das Werk, das etwa 10.000 Mitarbeiter beschäftigt und das Model Y für den europäischen Markt produziert, steht unter besonderer Beobachtung.

Es ist nicht das erste Mal, dass das Thema Fehlzeiten in der Grünheider Fabrik für Schlagzeilen sorgt. Bereits im Juli 2023 kritisierte Werksleiter Thierig eine "zu große Faulheit in der Belegschaft". Diese wiederholte Problematik könnte die ambitionierten Pläne von Tesla beeinträchtigen, die Produktion weiter auszubauen und auch eine Batterieproduktion am Standort zu etablieren.

Die Situation in Grünheide zeigt die Herausforderungen, mit denen Tesla bei der Expansion in Europa konfrontiert ist. Trotz der Investition von etwa 5 Milliarden Euro in das Werk und der Schaffung zahlreicher Arbeitsplätze, sieht sich das Unternehmen mit Problemen im Personalmanagement konfrontiert.

Die ungewöhnlichen Maßnahmen der Werksleitung werfen Fragen zur Unternehmenskultur und zum Umgang mit Mitarbeitern auf. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Situation auf die Zukunft des Werks und die geplanten Erweiterungen auswirken wird.

"Das hat man einfach gemerkt an der Aggressivität"

Erik Demmler, Personalchef bei Tesla Grünheide

Während Tesla in Grünheide mit internen Herausforderungen kämpft, setzt das Unternehmen weiterhin auf Innovationen. Die Fabrik nutzt teilweise erneuerbare Energien und verfügt über eine eigene Zuganbindung für die Logistik. Zudem bietet Tesla Werkswohnungen für Mitarbeiter an und unterhält ein eigenes Feuerwehrteam.

Die Situation in Grünheide verdeutlicht die Komplexität beim Aufbau einer großen Produktionsstätte in einem neuen Markt. Tesla muss nicht nur technische und logistische Herausforderungen meistern, sondern auch kulturelle und personelle Aspekte berücksichtigen, um langfristig erfolgreich zu sein.