Suedlink: Deutschlands ambitionierte Stromautobahn nimmt Gestalt an

Das Suedlink-Projekt, eine 700 km lange unterirdische Stromtrasse, soll grüne Energie vom Norden in den Süden Deutschlands transportieren. Trotz Verzögerungen ist die Inbetriebnahme für Ende 2028 geplant.

27. September 2024, 08:44  •  0 ansichten

Suedlink: Deutschlands ambitionierte Stromautobahn nimmt Gestalt an

Das Suedlink-Projekt, eine der größten Infrastrukturmaßnahmen Deutschlands im Energiesektor, macht Fortschritte. Diese unterirdische Stromautobahn soll eine Schlüsselrolle in der Energiewende spielen, indem sie grünen Strom aus dem windreichen Norden in den Süden des Landes transportiert.

Die geplante Trasse erstreckt sich über etwa 700 Kilometer und durchquert sechs Bundesländer: Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hessen, Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg. TransnetBW, einer der verantwortlichen Übertragungsnetzbetreiber, gab bekannt, dass die Bundesnetzagentur Mitte September 2024 die Genehmigung für einen weiteren 80 Kilometer langen Abschnitt in Baden-Württemberg erteilt hat.

Suedlink ist Teil eines umfassenderen Plans zum Ausbau des deutschen Stromnetzes. Deutschland verfügt bereits über eines der längsten Stromnetze weltweit, mit einer Gesamtlänge von über 1,8 Millionen Kilometern. Der Netzausbau bis 2030 wird voraussichtlich etwa 95 Milliarden Euro kosten, wovon etwa 10 Milliarden Euro auf Suedlink entfallen.

Die technischen Aspekte des Projekts sind beeindruckend. Suedlink nutzt Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ), eine Technologie, die erstmals 1882 von Marcel Deprez demonstriert wurde. Die erste kommerzielle HGÜ-Verbindung wurde 1954 zwischen Schweden und Gotland in Betrieb genommen. Diese Technologie ermöglicht den Transport von Strom über große Entfernungen mit minimalen Verlusten.

Image

Die Verlegung der Kabel unter der Erde stellt eine besondere Herausforderung dar. Ein Meter Kabel wiegt etwa 42 Kilogramm, was spezielle Anforderungen an die Transportinfrastruktur stellt. Trotz der höheren Kosten - Erdkabel können bis zu 10-mal teurer sein als Freileitungen - bietet diese Methode Vorteile wie geringere visuelle Beeinträchtigungen und reduzierte elektromagnetische Felder.

Besonders bemerkenswert sind einige Abschnitte der Trasse:

  • Ein eigener Elbtunnel bei Glückstadt mit einer Länge von etwa 5,2 Kilometern
  • Ein 200 Meter tiefer Abschnitt in einem Salzbergwerk bei Heilbronn

Die Inbetriebnahme von Suedlink ist nun für Ende 2028 geplant, was eine Verzögerung gegenüber den ursprünglichen Plänen darstellt. Diese Verschiebung ist auf komplexe Planungs- und Genehmigungsverfahren zurückzuführen.

"Der Ausbau des Stromnetzes ist im Zuge der Energiewende notwendig."

Energieexperten zur Notwendigkeit des Netzausbaus

Trotz Kritik von Bürgerinitiativen und regionalen Regierungen betonen Experten die Bedeutung von Suedlink für die Energiewende. Mit einer Übertragungskapazität von 4 Gigawatt wird das Projekt einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung der Stromversorgung in Süddeutschland leisten, insbesondere nach der Abschaltung von Atomkraftwerken und dem geplanten Kohleausstieg.

Die Auswirkungen auf die Strompreise für Verbraucher sind noch unklar. Einerseits werden die Projektkosten über die Netzentgelte umgelegt, andererseits könnte Suedlink durch die Verhinderung von Engpässen langfristig zu Kosteneinsparungen führen.

Mit Suedlink setzt Deutschland ein deutliches Zeichen für seine Verpflichtung zur Energiewende und zum Ausbau erneuerbarer Energien. Das Projekt ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem moderneren, effizienteren und nachhaltigeren Energiesystem.