Studie zeigt: Junge Deutsche sprechen seltener Dialekt

Eine neue Umfrage offenbart, dass nur wenige junge Deutsche Dialekte beherrschen. Experten zweifeln jedoch an der Genauigkeit dieser Selbsteinschätzung und betonen die anhaltende Bedeutung regionaler Sprachvarianten.

27. September 2024, 20:23  •  71 ansichten

Studie zeigt: Junge Deutsche sprechen seltener Dialekt

Eine aktuelle Studie des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Sprachlernplattform Babbel hat interessante Erkenntnisse über die Verwendung von Dialekten in Deutschland zutage gefördert. Die Ergebnisse zeigen, dass nur eine Minderheit der jungen Menschen angibt, einen Dialekt zu beherrschen. Horst Simon, ein renommierter Sprachwissenschaftler, bezweifelt jedoch, dass tatsächlich weniger Mundart gesprochen wird.

Die Umfrage, die im August 2024 durchgeführt wurde, ergab, dass 95% derjenigen, die behaupten, Mundart zu beherrschen, älter als 24 Jahre sind. Insgesamt gaben etwa 60% der 1040 Befragten an, einen Dialekt erlernt zu haben, wobei mehr als die Hälfte davon über 55 Jahre alt ist. Diese Zahlen könnten auf den ersten Blick auf einen Rückgang der Dialektnutzung unter jüngeren Generationen hindeuten.

Es ist wichtig zu beachten, dass Deutsch eine westgermanische Sprache ist und zur indogermanischen Sprachfamilie gehört. In Deutschland gibt es über 250 verschiedene Dialekte, was die reiche sprachliche Vielfalt des Landes unterstreicht. Plattdeutsch, auch als Niederdeutsch bekannt und seit 1999 als Regionalsprache anerkannt, wurde von etwa jedem fünften Befragten als beherrschter Dialekt genannt.

Simon argumentiert, dass viele junge Menschen ihren Sprachgebrauch möglicherweise nicht als Dialekt definieren, obwohl sie tatsächlich Mundart sprechen. Er betont, dass die meisten Menschen nach wie vor mit einer stark regional geprägten Sprache aufwachsen und differenziert reden. Allerdings beobachtet er auch, dass extreme Ausprägungen lokaler Dialekte seltener werden.

"Es kann uncool wirken, Dialekt zu reden. Faktisch tun es die Leute aber."

Horst Simon, Sprachwissenschaftler

Die Umfrage zeigt auch, dass Dialektsprechende ihre Mundart oft mit Heimatgefühl und Zugehörigkeit verbinden. Maren Pauli von Babbel erklärt, dass die Verwendung von Dialekten oft Ausdruck von Stolz auf die eigene Herkunft ist. Interessanterweise werden Dialekte im beruflichen Kontext und in digitalen Räumen wie Social Media weniger häufig verwendet.

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Es ist erwähnenswert, dass Dialekte sich in Aussprache, Wortschatz und Grammatik unterscheiden können. Einige deutsche Dialekte sind sogar vom Aussterben bedroht, während in der Schweiz und in Österreich Dialekte einen höheren Stellenwert haben als in Deutschland. In manchen Regionen Deutschlands gibt es Bestrebungen, den lokalen Dialekt zu erhalten und zu fördern, teilweise sogar im Schulunterricht.

Die Befragten bewerteten verschiedene Dialekte nach unterschiedlichen Kriterien. Rheinisch wurde als sympathischster Dialekt eingestuft, während Bairisch als attraktivster galt. Plattdeutsch wurde mit Eigenschaften wie Intelligenz und Kompetenz in Verbindung gebracht. Bemerkenswert ist, dass 73% der Befragten angaben, die Vielfalt der deutschen Dialekte zu schätzen.

Abschließend lässt sich sagen, dass trotz der scheinbar geringeren Dialektnutzung unter jungen Menschen die sprachliche Vielfalt in Deutschland weiterhin lebendig ist. Die Diskrepanz zwischen Selbsteinschätzung und tatsächlicher Sprachpraxis zeigt, wie komplex das Thema Dialekte in der modernen deutschen Gesellschaft ist.