Spannungen im Nahen Osten: Internationale Besorgnis wächst

China verurteilt israelische Angriffe im Libanon, während G7-Staaten vor Eskalation warnen. UN-Friedensmission setzt Patrouillen aus. Die Lage im Nahen Osten spitzt sich zu.

24. September 2024, 08:29  •  28 ansichten

Spannungen im Nahen Osten: Internationale Besorgnis wächst

Die Situation im Nahen Osten spitzt sich weiter zu, wobei die jüngsten Entwicklungen zwischen Israel und dem Libanon die internationale Gemeinschaft in Alarmbereitschaft versetzen. Die Region, die seit Jahrzehnten von Konflikten geprägt ist, steht erneut am Rande einer möglichen größeren Auseinandersetzung.

China, das seit 1971 ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat ist, hat eine klare Position bezogen. Außenminister Wang Yi verurteilte die israelischen Angriffe im Libanon scharf und sicherte dem libanesischen Staat, der 1943 die Unabhängigkeit von Frankreich erlangte, volle Unterstützung zu. Diese Haltung unterstreicht Chinas wachsenden Einfluss in der Region und seinen Wunsch, als alternative Friedensmacht wahrgenommen zu werden.

Die G7-Außenminister, deren Gruppe 1975 als G6 gegründet und ein Jahr später um Kanada erweitert wurde, äußerten ihre tiefe Besorgnis über die Lage. In einer gemeinsamen Erklärung warnten sie vor einer gefährlichen Eskalation, die den gesamten Nahen Osten in einen größeren regionalen Konflikt ziehen könnte.

"Aktion und Reaktion drohen diese gefährliche Gewaltspirale zu verstärken und den gesamten Nahen Osten in einen größeren regionalen Konflikt mit unvorstellbaren Folgen zu ziehen"

Erklärung der G7-Außenminister

Frankreich, als ehemaliger Mandatsträger im Libanon, forderte eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats. Der neue französische Außenminister Jean-Noël Barrot betonte die Notwendigkeit einer sofortigen Deeskalation.

Die Eskalation zwischen Israel, das 1948 als Staat gegründet wurde, und der Hisbollah, die 1982 während des libanesischen Bürgerkriegs entstand, nähert sich nach Einschätzung des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell einem ausgewachsenen Krieg. Dies ist besonders besorgniserregend, da die letzte große Konfrontation zwischen den beiden Parteien im Jahr 2006 stattfand und 34 Tage dauerte.

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Israels Strategie der "Deeskalation durch Eskalation" wird von den USA, die seit 1945 ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat sind, kritisch gesehen. Washington bezweifelt die Wirksamkeit dieses Ansatzes und sucht nach diplomatischen Lösungen, um einen größeren Krieg zu verhindern.

Die Auswirkungen der aktuellen Spannungen sind bereits spürbar. Die UN-Friedensmission UNIFIL, die seit 1978 an der sogenannten Blue Line zwischen Israel und dem Libanon stationiert ist, hat ihre Patrouillen vorübergehend ausgesetzt. Diese Mission, die Truppen aus über 40 Ländern umfasst, spielt eine wichtige Rolle bei der Überwachung der Grenzregion.

Die Situation bleibt äußerst angespannt. Der Libanon, ein Land mit etwa 6,8 Millionen Einwohnern und einer Fläche von 10.452 km², steht vor enormen Herausforderungen. Die Hisbollah, die weite Teile des Südlibanon kontrolliert und von vielen westlichen Staaten als Terrororganisation eingestuft wird, spielt dabei eine zentrale Rolle.

Die internationale Gemeinschaft steht vor der schwierigen Aufgabe, eine weitere Eskalation zu verhindern und eine friedliche Lösung zu finden. Die kommenden Tage und Wochen werden entscheidend sein für die Zukunft der Region, deren Konflikte ihre Wurzeln bis ins späte 19. Jahrhundert zurückverfolgen lassen.