Putins nukleare Drohungen: Ernsthafte Gefahr oder psychologische Kriegsführung?

Russlands Präsident Putin verschärft die nukleare Rhetorik. Experten analysieren die Ernsthaftigkeit seiner Drohungen und deren Auswirkungen auf die internationale Sicherheitslage.

27. September 2024, 08:42  •  0 ansichten

Putins nukleare Drohungen: Ernsthafte Gefahr oder psychologische Kriegsführung?

Wladimir Putin hat erneut die nukleare Karte ausgespielt. In einer Anpassung der russischen Atomwaffendoktrin droht er mit dem Einsatz von Atomwaffen, sollten westliche Waffen auf russischem Boden eingesetzt werden. Diese Eskalation folgt einem bekannten Muster der psychologischen Kriegsführung des Kremls.

Die neue Doktrin besagt, dass Russland einen Angriff einer Nicht-Atommacht mit Unterstützung einer Atommacht als direkten Angriff auf die Russische Föderation betrachten würde. Dies zielt klar auf die westliche Unterstützung der Ukraine ab.

Experten sehen diese Drohungen kritisch. Das Forschungsinstitut für Fragen der internationalen Sicherheit (RUSI) interpretiert sie eher als symbolischen Akt denn als tatsächliche Einsatzbereitschaft. Die Geschichte zeigt, dass nukleare Drohungen oft zur Einschüchterung genutzt wurden, wie während der Kubakrise 1962, die die Welt an den Rand eines Atomkriegs brachte.

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Putins Taktik erinnert an die Strategie der "Mutually Assured Destruction" aus dem Kalten Krieg. Doch im Gegensatz zu damals steht Russland heute relativ isoliert da. Die NATO, 1949 als Verteidigungsbündnis gegründet, bleibt geschlossen in ihrer Unterstützung für die Ukraine.

Der ehemalige US-Geheimdienstdirektor David R. Shedd sieht in Putins Drohungen den Versuch, den Westen zu verunsichern und zu lähmen. Diese "Mind Games" sollen eine Appeasement-Politik fördern.

"Wenn ich mir die Situation anschaue, wie sie sich in der Ukraine gerade entwickelt, komme ich nicht umhin festzustellen, dass der russische Präsident sich wie ein Schulhofrüpel verhält – allerdings einer, der Zugang zu Atomwaffen hat."

Psychologe Tony Volk

Die Experten des Center for Strategic and International Studies (CSIS) haben Putins nukleare Rhetorik analysiert und festgestellt, dass sie oft dann am aggressivsten ist, wenn Russland militärisch unter Druck steht. Sie empfehlen dem Westen, auf die Drohungen zu reagieren, ohne die eigene Souveränität aufzugeben.

Es ist wichtig zu bedenken, dass Russland das größte Atomwaffenarsenal der Welt besitzt. Gleichzeitig steht die symbolische "Atomkriegsuhr" 2024 auf 90 Sekunden vor Mitternacht - so nah am symbolischen Untergang wie nie zuvor.

Trotz der beunruhigenden Rhetorik sehen Experten derzeit keine unmittelbare Gefahr eines Atomkriegs. Sie betonen jedoch die Notwendigkeit, wachsam zu bleiben und diplomatische Kanäle offen zu halten, um die nukleare Abrüstung voranzutreiben - ein Ziel, das seit dem Atomwaffensperrvertrag von 1970 verfolgt wird.