Nahost-Krise: Tötung von Hisbollah-Chef verschärft Spannungen

Israels Tötung des Hisbollah-Führers Nasrallah löst Besorgnis aus. Netanjahu droht Iran, während die Bundesregierung die Krisenstufe erhöht. Die Region steht am Rande eines umfassenden Konflikts.

29. September 2024, 10:39  •  16 ansichten

Nahost-Krise: Tötung von Hisbollah-Chef verschärft Spannungen

Die Lage im Nahen Osten hat sich dramatisch zugespitzt, nachdem Israel den langjährigen Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah bei einem gezielten Luftangriff im Libanon getötet hat. Dieser Vorfall markiert eine bedeutende Eskalation in der ohnehin angespannten Region.

Hassan Nasrallah stand seit 1992 an der Spitze der Hisbollah, einer Organisation, die 1982 während des libanesischen Bürgerkriegs gegründet wurde und von vielen westlichen Staaten als Terrorgruppe eingestuft wird. Die Hisbollah, die enge Beziehungen zum Iran unterhält, kontrolliert weite Teile des Südlibanons und verfügt über ein beträchtliches Raketenarsenal.

Als Reaktion auf die Tötung Nasrallahs hat Israel weitere Luftangriffe auf Hisbollah-Ziele im Libanon durchgeführt. Das israelische Militär gab an, Dutzende von Stellungen angegriffen zu haben, darunter Abschussrampen und Waffenlager.

Benjamin Netanjahu, Israels Ministerpräsident, warnte den Iran vor Vergeltungsmaßnahmen: "Es gibt keinen Ort im Iran oder im Nahen Osten, den Israels langer Arm nicht erreichen kann." Diese Äußerung unterstreicht die Befürchtung einer regionalen Ausweitung des Konflikts.

Die internationale Gemeinschaft reagiert mit Besorgnis auf die Entwicklungen. Die Bundesregierung hat die Krisenstufe erhöht und die Evakuierung von Familienangehörigen des diplomatischen Personals aus Israel, dem Libanon und den palästinensischen Gebieten angeordnet.

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Bundesaußenministerin Annalena Baerbock warnte vor einer Destabilisierung des gesamten Libanons und bezeichnete die Lage als "brandgefährlich". Der Libanon, der sich seit 2019 in einer schweren Wirtschaftskrise befindet, könnte durch eine weitere Eskalation des Konflikts noch tiefer in die Krise stürzen.

Die Situation wird zusätzlich dadurch verkompliziert, dass Israel und der Libanon sich technisch noch im Kriegszustand befinden. Die UN-Friedenstruppe UNIFIL ist seit 1978 im Südlibanon stationiert, um die Spannungen zu überwachen.

Die Hisbollah, die auch Vertreter im libanesischen Parlament hat und ein umfangreiches soziales Netzwerk im Land betreibt, wird für zahlreiche Terroranschläge verantwortlich gemacht, darunter den verheerenden Doppelanschlag in Beirut 1983.

Die USA haben Sanktionen gegen die Hisbollah verhängt und unterstützen Israels Recht auf Selbstverteidigung. US-Präsident Joe Biden bezeichnete die Tötung Nasrallahs als "Maßnahme der Gerechtigkeit".

Die Region steht nun am Rande eines umfassenden Konflikts. Die komplexe konfessionelle Machtaufteilung im Libanon und die lange Geschichte von Konflikten und Bürgerkriegen in der Region machen die Situation besonders heikel.

"An das Regime der Ajatollahs sage ich: Wer uns angreift, den greifen wir an."

Benjamin Netanjahu warnt

Während die diplomatischen Bemühungen zur Deeskalation fortgesetzt werden, bleibt die Lage äußerst angespannt. Die kommenden Tage werden entscheidend sein für die Zukunft des Nahen Ostens und die Frage, ob ein größerer regionaler Konflikt vermieden werden kann.