Hisbollah feuert Raketen auf Haifa: Eskalation an israelisch-libanesischer Grenze

Die Hisbollah hat zehn Raketen auf Haifa abgefeuert, während Israel einen hochrangigen Kommandanten der Miliz tötete. Die Spannungen an der Grenze nehmen zu, internationale Aufrufe zur Deeskalation bleiben bisher erfolglos.

27. September 2024, 09:45  •  65 ansichten

Hisbollah feuert Raketen auf Haifa: Eskalation an israelisch-libanesischer Grenze

Die Lage an der israelisch-libanesischen Grenze spitzt sich weiter zu. Am 27. September 2024 feuerte die Hisbollah zehn Raketen auf die israelische Hafenstadt Haifa ab. Einige Geschosse wurden abgefangen, andere schlugen in unbebautem Gelände ein. Haifa, die drittgrößte Stadt Israels, ist ein bedeutender Seehafen und bekannt für das friedliche Zusammenleben verschiedener Religionsgemeinschaften.

Die Hisbollah, eine 1982 gegründete und vom Iran unterstützte Organisation, setzt bei ihren Angriffen Fadi-1-Raketen ein, die eine Reichweite von etwa 70 Kilometern haben. Seit Beginn des Gaza-Krieges vor fast einem Jahr beschießt die Miliz Israel nahezu täglich. Die israelische Armee reagiert mit Gegenangriffen, die seit dem 23. September 2024 deutlich intensiviert wurden.

In einer weiteren Eskalation feuerte die Hisbollah 80 Raketen auf die Stadt Safed ab, eine der vier heiligen Städte des Judentums und im 16. Jahrhundert ein Zentrum der jüdischen Mystik. Israel meldete die Tötung eines hochrangigen Hisbollah-Kommandanten durch einen gezielten Luftangriff.

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Die internationale Gemeinschaft zeigt sich besorgt über die Entwicklungen. EU-Ratspräsident Charles Michel forderte bei der UN-Generaldebatte am 26. September 2024 ein Ende der Eskalationsspirale und warnte vor den Folgen eines umfassenden Krieges im Libanon. Er betonte: "Ohne Frieden kann es keine dauerhafte Sicherheit geben."

Der iranische Außenminister Abbas Araghchi erklärte, der Iran werde im Falle eines umfassenden Krieges im Libanon nicht gleichgültig bleiben. Gleichzeitig bemüht sich die neue iranische Regierung um eine Wiederannäherung an den Westen, während sie mit einer schweren Wirtschaftskrise kämpft.

Trotz der angespannten Lage gibt es diplomatische Bemühungen. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bestätigte, dass Gespräche über eine von den USA vorgeschlagene Feuerpause fortgesetzt werden. Eine Gruppe von Staaten, darunter die USA und Deutschland, forderte eine 21-tägige Waffenruhe, um eine diplomatische Lösung zu ermöglichen.

Die Situation bleibt komplex, mit der Hisbollah, die weite Teile des Südlibanon kontrolliert und Sitze im libanesischen Parlament hat. Der Libanon selbst kämpft mit einer schweren Wirtschaftskrise und beherbergt die größte Anzahl von Flüchtlingen pro Kopf weltweit. Die israelisch-libanesische Grenze wird von der UNIFIL-Friedenstruppe überwacht, doch die UN-Sicherheitsratsresolution 1701, die die Entwaffnung der Hisbollah forderte, bleibt unerfüllt.

Während Israel sein mehrstufiges Raketenabwehrsystem "Iron Dome" einsetzt, verfügt die Hisbollah über ein umfangreiches Tunnelsystem an der Grenze. Trotz eines 2022 unterzeichneten Seegebietsabkommens haben Israel und der Libanon keinen offiziellen Friedensvertrag. Die internationale Gemeinschaft hofft auf eine Deeskalation, um einen umfassenden Krieg zu verhindern und die Stabilität in der Region zu wahren.