Harris führt in Umfragen, doch Wahlsieg bleibt ungewiss

Trotz Vorsprung in nationalen Umfragen ist Kamala Harris' Sieg bei der US-Präsidentschaftswahl nicht garantiert. Entscheidend sind die Wahlmännerstimmen in den umkämpften Swing States.

29. September 2024, 00:06  •  32 ansichten

Harris führt in Umfragen, doch Wahlsieg bleibt ungewiss

In den aktuellen Umfragen zur US-Präsidentschaftswahl im November 2024 liegt Kamala Harris vor Donald Trump. Laut einer Analyse des britischen "Guardian" erreicht die Vizepräsidentin 48,2 Prozent, während der republikanische Kandidat bei 44,4 Prozent steht. Die Webseite FiveThirtyEight prognostiziert Harris eine 58-prozentige Siegchance.

Trotz dieser positiven Zahlen ist ein Wahlsieg für Harris keineswegs sicher. Das amerikanische Wahlsystem, das 1787 bei der Verfassungsgebung eingeführt wurde, basiert nicht auf der Gesamtzahl der Wählerstimmen, sondern auf den Stimmen der insgesamt 538 Wahlmänner und -frauen. Um die Präsidentschaft zu gewinnen, benötigt ein Kandidat 270 Wahlmännerstimmen.

Entscheidend sind dabei die sogenannten Swing States, umkämpfte Bundesstaaten mit vielen Wahlmännerstimmen. Der Begriff "Swing State" wurde erstmals in den 1950er Jahren verwendet. In diesen Staaten, zu denen unter anderem Florida mit 29 Wahlmännerstimmen gehört, können kleine Veränderungen in der Wählergunst große Auswirkungen haben.

In den wichtigen Bundesstaaten Pennsylvania, Michigan und Wisconsin liegt Harris derzeit knapp vorne, mit einem Abstand von ein bis zwei Prozentpunkten. Allerdings beträgt die Fehlerquote bei Umfragen etwa vier Prozent, was verlässliche Prognosen erschwert. In Michigan liegen beide Kandidaten gleichauf.

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Interessanterweise scheint Trump in einigen traditionell demokratischen Staaten wie New York leicht zuzulegen. Ein möglicher Grund dafür könnte seine Wirtschaftspolitik sein. In den Staaten des sogenannten Rust Belt, der Regionen im Nordosten und Mittleren Westen der USA umfasst, vertrauen laut einer "Times"-Umfrage vom 21. bis 26. September 2024 54 Prozent der Wähler Trump in wirtschaftlichen Fragen, während Harris nur 42 Prozent Zustimmung erhält.

Experten wie Harry Enten von CNN und Nate Cohn von der "New York Times" betonen die Bedeutung des Abstands in den nationalen Umfragen. Je größer Harris' Vorsprung, desto höher ihre Chancen, auch die entscheidenden Wahlmännerstimmen zu gewinnen. Mit einem aktuellen Abstand von 3,6 Prozent nähert sich Harris der Vier-Prozent-Fehlerquote.

"Überschreitet sie diese landesweit, kann dies auch Auswirkungen auf die Meinung der Wähler in den Bundesstaaten haben."

Robert Tait, Guardian-Experte

Es bleibt zu beachten, dass die Wahlbeteiligung bei US-Präsidentschaftswahlen in den letzten Jahrzehnten meist zwischen 50% und 60% lag. Zudem kann die Verteilung der Wahlmännerstimmen durch die alle 10 Jahre stattfindende Volkszählung beeinflusst werden.

Die Geschichte zeigt, dass der Gewinn der Mehrheit der Wählerstimmen nicht automatisch zum Wahlsieg führt. Fünfmal in der US-Geschichte, zuletzt 2016, gewann ein Kandidat die Präsidentschaft ohne die Mehrheit der Wählerstimmen. Dies unterstreicht die Bedeutung des Electoral College-Systems und die Unvorhersehbarkeit des Wahlausgangs, trotz aktueller Umfragewerte.