Grüne in der Krise: Hamburger Abgeordnete wechselt zur Linken

Ivy May Müller verlässt die Grünen und schließt sich der Linksfraktion an. Dies folgt auf weitere Parteiaustritte und den Rücktritt der Parteispitze, was die Krise der Grünen verschärft.

27. September 2024, 10:34  •  44 ansichten

Grüne in der Krise: Hamburger Abgeordnete wechselt zur Linken

Die Grünen durchleben derzeit eine turbulente Phase. Nach dem Rücktritt der Parteispitze und dem Austritt des Vorstands der Grünen Jugend hat nun auch die Hamburger Landtagsabgeordnete Ivy May Müller ihren Parteiaustritt erklärt. Die 27-Jährige kündigte an, sich als parteilose Abgeordnete der Linksfraktion im Hamburger Senat anzuschließen.

Müller, die seit 2020 für die Grünen im Hamburger Landtag saß, begründete ihren Schritt mit Enttäuschung über die Politik ihrer ehemaligen Partei. Sie kritisierte, dass die Grünen den Herausforderungen wie Inflation, Rechtsruck und Klimakrise nicht angemessen begegnen würden. Die Abgeordnete betonte die Notwendigkeit einer Politik, die Abstiegsängste ernst nimmt und für mehr Gerechtigkeit sorgt.

"Als ich 2020 für die Grünen in den Hamburger Landtag eingezogen bin, wollte ich die Hoffnung meiner Generation ins Parlament tragen. Diese Hoffnung hat meine Generation verloren: Gegen Inflation, Rechtsruck und Klimakrise scheint es kein Ankommen zu geben. Das ist allerdings kein Zufall, sondern politisches Versagen."

Ivy May Müller erklärte auf Instagram:

Die Entscheidung Müllers reiht sich in eine Serie von Rückschlägen für die Grünen ein. Erst vor zwei Tagen hatten die Parteivorsitzenden Omid Nouripour und Ricarda Lang ihren Rücktritt erklärt, nachdem die Partei bei den Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen schlechte Ergebnisse erzielt hatte. Zudem kündigte der Vorstand der Grünen Jugend am Vortag geschlossen seinen Parteiaustritt an.

Diese Entwicklungen werfen ein Schlaglicht auf die aktuellen Herausforderungen der Grünen, die 1980 gegründet wurden und aus der Friedens-, Umwelt- und Anti-Atomkraft-Bewegung hervorgingen. Trotz ihrer relativ kurzen Geschichte haben die Grünen bedeutende politische Erfolge erzielt, wie den Einzug in den Bundestag 1983 und die Beteiligung an der rot-grünen Bundesregierung von 1998 bis 2005.

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Die Partei, die sich besonders für Klimaschutz, erneuerbare Energien und soziale Gerechtigkeit einsetzt, steht nun vor der Aufgabe, ihre politische Ausrichtung zu überdenken. Mit über 125.000 Mitgliedern und Vertretungen in allen 16 Landesparlamenten verfügen die Grünen über eine solide Basis, um diese Krise zu bewältigen.

Müller äußerte sich positiv über den Plan des scheidenden Grüne-Jugend-Vorstands, nach dem Bundeskongress Mitte Oktober in Leipzig eine neue Jugendbewegung zu gründen. Sie bekundete ihr Interesse, sich an dieser Initiative zu beteiligen, und betonte: "Es ist Zeit, das zu tun, was nötig ist!"

Die aktuellen Ereignisse markieren einen Wendepunkt für die Grünen, die bei der Bundestagswahl 2021 mit 14,8% ihr bestes Ergebnis erzielten und seit 2022 Teil der Ampelkoalition in der Bundesregierung sind. Die Partei, die sich traditionell durch eine starke Mitgliederbeteiligung und basisdemokratische Strukturen auszeichnet, steht nun vor der Herausforderung, ihre politischen Ziele neu zu justieren und das Vertrauen der Wähler zurückzugewinnen.