Grenzkontrollen in Deutschland: Polizeigewerkschaft zweifelt an Wirksamkeit

Neue Grenzkontrollen in Deutschland zeigen laut Polizeigewerkschaft kaum Wirkung gegen irreguläre Migration. Trotz umfassender Maßnahmen bleiben Aufgriffe und Zurückweisungen gering.

24. September 2024, 22:45  •  0 ansichten

Grenzkontrollen in Deutschland: Polizeigewerkschaft zweifelt an Wirksamkeit

Die Bundespolizei in Deutschland sieht sich mit einer herausfordernden Situation konfrontiert. Seit einer Woche werden an allen deutschen Grenzen verstärkte Kontrollen durchgeführt, um die irreguläre Migration einzudämmen. Diese Maßnahme, die zunächst für sechs Monate geplant ist, umfasst nun auch die Landgrenzen zu Dänemark, Belgien, den Niederlanden und Luxemburg.

Trotz dieser umfassenden Bemühungen äußert die Gewerkschaft der Polizei (GdP) Zweifel an der Wirksamkeit der Kontrollen. Andreas Roßkopf, der Vorsitzende der GdP, berichtet von geringen Aufgriffszahlen von irregulären Migranten und Schleusern. An der Westgrenze gab es demnach nur wenige Zurückweisungen.

Die Situation erinnert an die Herausforderungen der "Flüchtlingskrise" von 2015, als Deutschland einen signifikanten Anstieg der Asylbewerber erlebte. Seitdem hat sich die Lage zwar verändert, doch die Problematik bleibt komplex. 2022 wurden in Deutschland 217.774 Erstanträge auf Asyl gestellt, was die anhaltende Relevanz des Themas unterstreicht.

Ein Hauptproblem der aktuellen Grenzkontrollen ist laut Roßkopf, dass Kontrollstellen und Hauptstraßen einfach umfahren werden. Zudem mangelt es der Polizei an moderner Ausstattung für effektive Fahndungsarbeit. "Die Versäumnisse in diesem Bereich in den letzten Jahren fallen uns jetzt auf die Füße", so der GdP-Vorsitzende.

Die Situation wird durch verschiedene rechtliche Rahmenbedingungen beeinflusst. Das Schengener Abkommen von 1985 ermöglicht grundsätzlich freien Personenverkehr zwischen den Mitgliedsstaaten, was die Kontrollen zusätzlich erschwert. Gleichzeitig regelt das Dublin-Verfahren, welcher EU-Staat für Asylverfahren zuständig ist, was oft zu Komplikationen führt.

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Trotz der Kontrollen bleibt die Zahl der Weiterleitungen von Schutz- und Asylsuchenden an das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hoch. Das BAMF, zuständig für Entscheidungen über Asylanträge, sieht sich mit einer durchschnittlichen Bearbeitungsdauer von etwa 7,6 Monaten pro Antrag konfrontiert.

Die Komplexität der Situation wird durch verschiedene Gesetze und Regelungen verstärkt. Das Asylbewerberleistungsgesetz regelt die Versorgung von Asylsuchenden, während die Residenzpflicht ihren Aufenthalt auf bestimmte Gebiete beschränkt. Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz von 2020 zielt darauf ab, legale Arbeitsmigration zu erleichtern, was die Debatte um Migration zusätzlich facettenreich gestaltet.

Angesichts dieser vielschichtigen Herausforderungen bleibt abzuwarten, ob die aktuellen Grenzkontrollen in den kommenden Monaten die gewünschte Wirkung entfalten werden. Die Situation erfordert möglicherweise eine umfassendere Strategie, die über reine Grenzkontrollen hinausgeht und die verschiedenen Aspekte der Migration ganzheitlich berücksichtigt.