George Grosz Museum in Berlin schließt vorzeitig seine Pforten

Das kleine George Grosz Museum in Berlin beendet seinen Betrieb nach zweieinhalb Jahren. Trotz finanzieller Herausforderungen ziehen die Initiatoren eine positive Bilanz und planen weitere Projekte zur Würdigung des Künstlers.

24. September 2024, 08:21  •  207 ansichten

George Grosz Museum in Berlin schließt vorzeitig seine Pforten

Das in einer ehemaligen Tankstelle untergebrachte George Grosz Museum in Berlin-Schöneberg wird am 26. November 2024 seine Türen schließen. Die Einrichtung, die dem bedeutenden Vertreter der Neuen Sachlichkeit gewidmet war, beendet damit ihren Betrieb früher als ursprünglich geplant.

Trotz zahlreicher Förderungen konnte das Museum nicht verlustfrei betrieben werden. Dennoch ziehen die Initiatoren eine positive Bilanz. Ralf Kemper, Vorstandsvorsitzender des Vereins George Grosz in Berlin, betonte: "Das kleine Grosz Museum in der ehemaligen Tankstelle war ein großartiges Provisorium. Wir könnten mit dem Erreichten nicht zufriedener sein, denn George Grosz ist wieder in aller Munde".

Seit seiner Eröffnung im Mai 2022 zog das Museum jährlich über 30.000 Besucher an. Neben einer Dauerausstellung wurden fünf Sonderausstellungen präsentiert. Die letzte Ausstellung "Was sind das für Zeiten? Grosz, Brecht & Piscator" läuft noch bis zum 25. November 2024.

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George Grosz, geboren 1893 in Berlin, war ein vielseitiger Künstler, der als Maler, Grafiker und Karikaturist tätig war. Er studierte an der Königlichen Kunstakademie Dresden und war Mitbegründer der Berliner Dada-Bewegung. Seine Werke, die oft die deutsche Gesellschaft und Politik kritisierten, brachten ihm juristische Schwierigkeiten ein. 1928 wurde er sogar wegen Blasphemie angeklagt.

1933 emigrierte Grosz in die USA, wo er als Kunstlehrer an der Art Students League of New York arbeitete. Erst kurz vor seinem Tod 1959 kehrte er nach Berlin zurück. Während seines Lebens schuf er nicht nur Gemälde, sondern experimentierte auch mit Fotomontagen und Collagen. Zudem illustrierte er Bertolt Brechts "Dreigroschenoper" und schuf Bühnenbilder für Erwin Piscators politisches Theater.

Der Verein George Grosz in Berlin plant, das Werk des Künstlers weiterhin sichtbar zu machen. Ein Schwerpunkt soll auf der Digitalisierung von Grosz' Beständen liegen. Pay Matthis Karstens, Co-Vorsitzender des Vereins, erklärte: "Wir wollen auf dem Höhepunkt schließen".

Grosz' Einfluss auf die Kunstwelt ist bis heute spürbar. Sein Werk "Eclipse of the Sun" wurde 2006 für 19,2 Millionen Dollar versteigert, und 2003 wurde sogar ein Asteroid nach ihm benannt. Seine kritischen Darstellungen der Weimarer Republik und sein innovativer Stil beeinflussten spätere Künstler wie Robert Crumb.

"Das kleine Grosz Museum in der ehemaligen Tankstelle war ein großartiges Provisorium. Wir könnten mit dem Erreichten nicht zufriedener sein, denn George Grosz ist wieder in aller Munde"

Ralf Kemper, Vorstandsvorsitzender des Vereins George Grosz in Berlin

Obwohl das Museum schließt, bleibt George Grosz ein wichtiger Teil der Berliner Kunstgeschichte. Seine Werke, die von den Nazis als "entartete Kunst" diffamiert wurden, sind heute in renommierten Sammlungen weltweit zu finden und zeugen von einer turbulenten Epoche der deutschen Geschichte.