Essener Wohnhaus bleibt wegen Bergbauschacht gesperrt

Ein Mehrfamilienhaus in Essen-Freisenbruch bleibt aufgrund eines alten Bergbauschachts evakuiert. Die Bewohner können voraussichtlich erst 2025 zurückkehren. Stabilisierungsarbeiten sind im Gange.

27. September 2024, 10:31  •  41 ansichten

Essener Wohnhaus bleibt wegen Bergbauschacht gesperrt

In Essen-Freisenbruch bleibt ein Mehrfamilienhaus aufgrund eines alten Bergbauschachts weiterhin evakuiert. Die Bewohner, die seit August 2024 in Ersatzunterkünften leben, können voraussichtlich erst im nächsten Jahr zurückkehren.

Die neuntgrößte Stadt Deutschlands, bekannt für ihre reiche Bergbaugeschichte, die bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht, steht vor einer unerwarteten Herausforderung. Obwohl der letzte aktive Steinkohlenbergbau in Essen 2018 geschlossen wurde, macht sich das Erbe des Bergbaus noch immer bemerkbar.

Die Bezirksregierung Arnsberg hatte das Gebäude im Spervogelweg aufgrund akuter Einsturzgefahr räumen lassen. Ein alter Bergbauschacht unter dem Haus wurde als Ursache für die Instabilität identifiziert. Die Sperrung, ursprünglich für drei Monate geplant, wurde bis zum 19. Dezember 2024 verlängert.

Peter Hogrebe, Sprecher der Abteilung "Bergbau und Energie in NRW", erklärte:

"Es wird davon ausgegangen, dass die Nutzungsuntersagung noch einmal verlängert wird."

Stellungnahme zur Verlängerung der Nutzungsuntersagung

Diese Situation erinnert an die Herausforderungen, denen sich Essen als ehemalige Industriemetropole stellen muss. Die Stadt, die 2010 Kulturhauptstadt Europas war und das UNESCO-Welterbe Zeche Zollverein beherbergt, arbeitet kontinuierlich an der Bewältigung ihres industriellen Erbes.

Vorbereitende Arbeiten zur Stabilisierung des Gebäudes haben begonnen. Dazu gehören das Entkernen der Kellerräume und die Vorbereitung neuer Wiederlager. Anschließend soll mit der eigentlichen Stabilisierung und der Verfüllung des ehemaligen Stollens begonnen werden.

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Die Bewohner durften am 23. September 2024 kurzzeitig in ihre Wohnungen zurückkehren, um wichtige Unterlagen und persönliche Gegenstände zu holen. Gleichzeitig untersuchten Gutachter die Wohnungen auf mögliche Rissbildungen.

Trotz der Unannehmlichkeiten zeigt sich Essen resilient. Die Stadt, die über 740 Brücken hat - mehr als Venedig - und 2017 zur Grünen Hauptstadt Europas gekürt wurde, setzt ihre Transformation fort. Mit über 3 Millionen Quadratmetern Bürofläche und als Sitz großer Unternehmen wie RWE und Evonik Industries bleibt Essen ein wichtiges wirtschaftliches Zentrum.

Während die Bewohner des betroffenen Hauses auf ihre Rückkehr warten, können sie die vielfältigen Angebote der Stadt nutzen. Der Grugapark, einer der größten Stadtparks Deutschlands, das Museum Folkwang mit seiner bedeutenden Sammlung moderner Kunst und die historische Villa Hügel bieten Ablenkung und Erholung.

Die Situation unterstreicht die Notwendigkeit, das industrielle Erbe sorgfältig zu managen. Essen, als Teil des Ruhrgebiets - einst das größte Industriegebiet Europas - steht beispielhaft für den Strukturwandel und die damit verbundenen Herausforderungen.