Eskalation im Libanon: Experte sieht Schwäche des Westens als Hauptproblem

Der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah verschärft sich. Nahost-Experte Richard Schneider kritisiert die Rolle des Westens und schlägt alternative Lösungsansätze vor.

28. September 2024, 08:26  •  16 ansichten

Eskalation im Libanon: Experte sieht Schwäche des Westens als Hauptproblem

Die Situation im Libanon spitzt sich zu, während sich die Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Hisbollah intensivieren. Die Zahl der zivilen Opfer steigt, und tausende Menschen sind gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Angesichts dieser Entwicklung werden die Rufe nach einem Waffenstillstand immer lauter.

Der Libanon, ein Land mit einer Fläche von etwa 10.452 km² und einer Bevölkerung von rund 6,8 Millionen Menschen, steht vor einer erneuten Krise. Die offizielle Sprache des Landes ist Arabisch, und seine Hauptstadt Beirut war einst als "Paris des Nahen Ostens" bekannt. Doch die aktuelle Situation überschattet die reiche Geschichte und Kultur des Landes.

Richard Schneider, ein renommierter Nahost-Experte, der von 2006 bis 2016 das ARD-Studio in Tel Aviv leitete und seit fast 20 Jahren in Israel lebt, äußert sich kritisch zur aktuellen Lage. In einem Podcast-Interview mit t-online betont er die Schwäche des Westens als Hauptproblem bei der Vermittlung zwischen den Konfliktparteien.

"Damit könnten sich andere Kräfte in der palästinensischen Politik wieder breiter machen"

Richard Schneider, Nahost-Experte

Schneider sieht einen alternativen Weg zur Lösung des Konflikts, der nicht auf einer militärischen Zerschlagung der Hisbollah basiert. Die 1982 während des libanesischen Bürgerkriegs gegründete Organisation wird von vielen westlichen Staaten als Terrororganisation eingestuft, kontrolliert jedoch weite Teile des Südlibanon und ist sogar im libanesischen Parlament vertreten.

Der Experte kritisiert die internationale Staatengemeinschaft als "verlogen" in Bezug auf bestimmte Aspekte des Konflikts. Diese Kritik muss vor dem Hintergrund der komplexen Geschichte der Region betrachtet werden. Israel und der Libanon befinden sich offiziell seit 1948 im Kriegszustand, und der Libanon erlebte von 1975 bis 1990 einen verheerenden Bürgerkrieg.

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Die Lösung des Konflikts erfordert ein tiefes Verständnis der regionalen Dynamiken. Der Libanon ist bekannt für seine vielfältige religiöse Zusammensetzung und hat eine lange Geschichte der Ein- und Auswanderung. Das Land war von 1920 bis 1943 unter französischem Mandat und war in der Antike für seine Handelsbeziehungen bekannt.

Trotz der aktuellen Krise bleibt der Libanon ein Land mit reichem kulturellem Erbe. Die Zedernbäume, ein nationales Symbol, zieren die Landschaft, und der höchste Berg, Qurnat as-Sawda', erhebt sich 3.088 Meter über dem Meeresspiegel. Die UNESCO hat mehrere Stätten im Libanon zum Weltkulturerbe erklärt, was die historische Bedeutung des Landes unterstreicht.

Die Lösung des Konflikts wird nicht einfach sein, aber Experten wie Schneider betonen die Notwendigkeit neuer Ansätze. Eine nachhaltige Friedenslösung muss die komplexe Geschichte und die vielfältigen Interessen in der Region berücksichtigen. Nur so kann der Libanon wieder zu einem Ort des Friedens und der kulturellen Vielfalt werden, für den er einst bekannt war.