Eskalation an der israelisch-libanesischen Grenze: Luftangriffe und Raketenfeuer

Israel intensiviert Luftangriffe im Libanon, einschließlich Beirut. Hisbollah reagiert mit weitreichenden Raketenangriffen. Zivilbevölkerung flieht, Opferzahlen steigen. Situation bleibt angespannt.

23. September 2024, 17:56  •  170 ansichten

Eskalation an der israelisch-libanesischen Grenze: Luftangriffe und Raketenfeuer

Die Spannungen zwischen Israel und der Hisbollah haben sich in den letzten Tagen dramatisch verschärft. Israel hat seine Luftangriffe auf Ziele im Libanon intensiviert, während die Hisbollah ihre Raketenangriffe auf israelisches Gebiet ausgeweitet hat.

Am 23. September 2024 führte die israelische Luftwaffe massive Angriffe im Südlibanon durch. Nach Angaben der israelischen Armee wurden etwa 1.100 Ziele der Hisbollah zerstört, darunter Waffenlager und Abschussvorrichtungen für Raketen und Drohnen. Die Hisbollah, die seit ihrer Gründung 1982 zu einer bedeutenden militärischen Kraft im Libanon geworden ist, reagierte mit dem Abfeuern von Dutzenden Raketen auf Nordisrael.

In einer Eskalation des Konflikts griff Israel erstmals auch Ziele in der libanesischen Hauptstadt Beirut an. Ein Wohngebäude wurde getroffen, wobei ein hochrangiger Hisbollah-Kommandant das Ziel gewesen sein soll. Beirut, die größte Stadt des Libanon, war bisher von direkten Angriffen weitgehend verschont geblieben.

Die Hisbollah feuerte daraufhin Raketen mit größerer Reichweite ab, die südlich der israelischen Hafenstadt Haifa einschlugen. Das israelische Raketenabwehrsystem "Iron Dome", das seit 2011 im Einsatz ist, fing einige der Geschosse ab. Haifa, die drittgrößte Stadt Israels, liegt etwa 30 Kilometer von der libanesischen Grenze entfernt.

Im Südlibanon führten die israelischen Luftangriffe zu Panik und Fluchtbewegungen. Viele Menschen flohen aus den Vororten der Stadt Tyros in Richtung Norden, einige suchten Schutz bei der UNIFIL-Mission der Vereinten Nationen, die seit 1978 in der Region stationiert ist. Die Straßen füllten sich mit Autos von Menschen, die versuchten, in sicherere Gebiete zu gelangen.

Das libanesische Gesundheitsministerium meldete 182 Tote und 727 Verletzte durch die israelischen Angriffe, darunter auch Kinder. Diese Zahlen verdeutlichen die humanitäre Krise, die sich in dem ohnehin von wirtschaftlichen Problemen geplagten Land entwickelt.

Die israelische Regierung hat einen landesweiten Ausnahmezustand ausgerufen, der es ermöglicht, Versammlungen einzuschränken. Benjamin Netanjahu, der israelische Ministerpräsident, berief das Sicherheitskabinett zu Beratungen ein.

Die Situation bleibt äußerst angespannt. Die israelisch-libanesische Grenze, die etwa 120 Kilometer lang ist, ist seit langem ein Brennpunkt des Konflikts. Die Hisbollah, die von vielen westlichen Ländern als Terrororganisation eingestuft wird, kontrolliert weite Teile des Südlibanon und wird vom Iran unterstützt.

"Wer sich in der Nähe eines Wohnhauses aufhalte, in denen Waffen der Hisbollah versteckt seien, solle sich entfernen."

Israelischer Militärsprecher Daniel Hagari

Die israelische Armee warnte die Bewohner der Bekaa-Ebene im Nordosten des Libanon vor bevorstehenden Angriffen und forderte sie auf, sich von potenziellen Hisbollah-Stellungen zu entfernen. Die Bekaa-Ebene, eine fruchtbare Region im Osten des Libanon, könnte somit zum nächsten Schauplatz der Auseinandersetzungen werden.

Seit Beginn der Hisbollah-Angriffe am 8. Oktober 2023 hat die Organisation nach israelischen Angaben mehr als 8.800 Raketen und Drohnen auf israelisches Gebiet abgefeuert. Dies entspricht etwa 6% des geschätzten Arsenals der Hisbollah von 150.000 Raketen, Drohnen und Marschflugkörpern.

Die Eskalation des Konflikts zwischen Israel und der Hisbollah droht die ohnehin fragile Stabilität in der Region weiter zu untergraben. Der Libanon, ein multikonfessioneller Staat mit 18 anerkannten Religionsgemeinschaften, leidet bereits unter einer schweren Wirtschaftskrise. Die aktuelle Situation könnte die Probleme des Landes noch verschärfen.