Enthüllungen zur "Titan"-Tragödie: Sicherheit als "Zeitverschwendung" betrachtet

Anhörungen zum Untergang des Tauchboots "Titan" offenbaren schockierende Details über Sicherheitsmängel und riskante Praktiken bei Oceangate. Zeugen berichten von einer Unternehmenskultur, die Gefahr als Verkaufsargument nutzte.

24. September 2024, 15:55  •  29 ansichten

Enthüllungen zur "Titan"-Tragödie: Sicherheit als "Zeitverschwendung" betrachtet

Die Anhörungen zum Untergang des Tauchboots "Titan" im Juni 2023 haben erschreckende Einblicke in die Praktiken des Betreibers Oceangate enthüllt. Zeugenaussagen zeichnen das Bild eines Unternehmens, das Sicherheitsbedenken ignorierte und Risiko als Verkaufsargument nutzte.

Stockton Rush, der Gründer von Oceangate, soll offizielle Zertifizierungsprozesse als "Zeitverschwendung" und "Innovationshemmnisse" bezeichnet haben. Diese Einstellung spiegelte sich in der gesamten Unternehmenskultur wider. Fred Hagen, ein Missionsspezialist, erklärte: "Es war ein Versuchsschiff, es war klar, dass es gefährlich war. Man tut es nicht, weil es sicher ist, man tut es, weil es einen Adrenalinstoß gibt."

Die technischen Mängel des Tauchboots waren gravierend. Antonella Willby, ehemalige Mitarbeiterin im Kommunikations- und Navigationsteam, beschrieb ein primitives Navigationssystem, das hauptsächlich aus einer handgezeichneten Karte und einer Excel-Tabelle bestand. Die Steuerung erfolgte über einen Videospiel-Controller, was die fragwürdige Herangehensweise an die Sicherheit weiter unterstreicht.

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Das Ortungssystem der "Titan" nutzte akustische Signale zur Positionsbestimmung. Im Gegensatz zu modernen Standards wurden diese Daten manuell verarbeitet, was die Fehleranfälligkeit erhöhte. Diese Praktiken stehen in krassem Gegensatz zu den Sicherheitsstandards, die in der Tiefseeforschung üblich sind.

Die Tragödie der "Titan" erinnert an den Untergang der "Titanic" vor über 110 Jahren. Beide Ereignisse werfen Fragen zur Sicherheit und Verantwortung in der Meeresforschung und im Tourismus auf. Die "Titanic", die 1912 auf ihrer Jungfernfahrt sank, liegt in einer Tiefe von etwa 3.800 Metern - eine Umgebung, die extreme Herausforderungen für Tauchexpeditionen darstellt.

Seit der Entdeckung des Wracks 1985 haben über 200 Expeditionen den Ort besucht. Die Faszination für die "Titanic" bleibt ungebrochen, trotz der Gefahren, die solche Unternehmungen mit sich bringen. Das Wrack selbst zerfällt aufgrund von Bakterien und Meeresströmungen, was die Dringlichkeit solcher Expeditionen für Forscher und Abenteurer gleichermaßen erhöht.

Die rechtlichen Folgen des "Titan"-Unglücks sind erheblich. Die Familie von Paul-Henri Nargeolet, einem der Opfer, fordert 50 Millionen Dollar Schadensersatz. Die Klage wirft Oceangate grobe Fahrlässigkeit vor und behauptet, dass Mängel des Tauchboots absichtlich verschwiegen wurden.

[[Aussage der Kläger]]

"Der gesunde Menschenverstand sagt, dass die Besatzungsmitglieder, bevor sie starben, sehr wohl wussten, dass sie sterben würden."

Diese Tragödie unterstreicht die Notwendigkeit strenger Sicherheitsstandards und Regulierungen in der Tiefseeforschung. Die Anhörungen haben gezeigt, dass Innovation nicht auf Kosten der Sicherheit gehen darf, insbesondere wenn Menschenleben auf dem Spiel stehen.