Chinas Zentralbank greift zur Wirtschaftsankurbelung ein

Peking kündigt umfassende Konjunkturmaßnahmen an, um die schwächelnde Wirtschaft zu stützen. Zinssenkungen und erhöhte Liquidität sollen Wachstum fördern und Immobilienkrise entgegenwirken.

24. September 2024, 08:24  •  27 ansichten

Chinas Zentralbank greift zur Wirtschaftsankurbelung ein

Die chinesische Wirtschaft, seit 2010 die zweitgrößte der Welt, kämpft seit der Corona-Pandemie vor etwa 4,5 Jahren mit anhaltenden Schwierigkeiten. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, hat die People's Bank of China, die 1948 gegründete Zentralbank des Landes, nun weitreichende Konjunkturmaßnahmen angekündigt.

Pan Gongsheng, Gouverneur der Zentralbank, erläuterte die geplanten Schritte:

  • Senkung der Zinsen auf bestehende Immobilienkredite
  • Reduzierung der Mindestanzahlung für zweite Wohnbau-Darlehen von 25% auf 15%
  • Senkung der Mindestreserverate für Banken um 0,5 Prozentpunkte

Diese Maßnahmen sollen dem Finanzmarkt zusätzliche Liquidität von etwa 125,5 Milliarden Euro zur Verfügung stellen. Bemerkenswert ist, dass China über die größte Devisenreserve der Welt mit über 3 Billionen US-Dollar verfügt, was zusätzlichen finanziellen Spielraum bietet.

Die Notwendigkeit dieser Schritte wird durch die anhaltende Immobilienkrise unterstrichen, die einen erheblichen Einfluss auf die Wirtschaftsleistung hat. Der Immobiliensektor macht etwa 30% des chinesischen BIP aus, was seine Bedeutung für die Gesamtwirtschaft verdeutlicht. Bisherige Maßnahmen, wie ein Programm zum Rückkauf leerstehender Wohnungen durch den Staat, zeigten bisher wenig Wirkung.

Die Krise im Immobiliensektor hat auch Auswirkungen auf das Konsumverhalten. Viele Chinesen, die ihr Erspartes in Immobilien investiert haben, sehen sich mit Wertverlusten konfrontiert. Dies führt dazu, dass Haushalte ihr Geld für unsichere Zeiten zurückhalten, anstatt es auszugeben. Diese Zurückhaltung ist besonders bedeutsam, wenn man bedenkt, dass Chinas Mittelschicht schätzungsweise 400 Millionen Menschen umfasst.

Die Zentralbank zielt mit ihren Maßnahmen darauf ab, das Wirtschaftswachstum zu unterstützen. China strebt für 2024 ein Wachstum von ungefähr 5% an, was angesichts der aktuellen Herausforderungen als ambitioniert gilt. Zum Vergleich: 2023 wuchs Chinas BIP um 5,2%.

Es ist wichtig zu beachten, dass China trotz der aktuellen Schwierigkeiten weiterhin eine dominante Position in der Weltwirtschaft einnimmt. Das Land ist seit 2009 der weltweit größte Exporteur von Gütern und der größte Automobilmarkt. Zudem macht Chinas Anteil am globalen E-Commerce-Markt über 50% aus.

Die angekündigten Maßnahmen spiegeln auch die langfristigen wirtschaftlichen Strategien Chinas wider. Initiativen wie "Made in China 2025", die auf Hightech-Industrien abzielen, und die "Belt and Road Initiative" von 2013 zeigen das Bestreben, die wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben und globalen Einfluss auszubauen.

Allerdings steht China vor demografischen Herausforderungen. Die Altersgruppe über 60 Jahre macht etwa 18,7% der Bevölkerung aus, was langfristige Auswirkungen auf Arbeitskräfte und Wirtschaftswachstum haben könnte. Die Beendigung der "Ein-Kind-Politik" im Jahr 2015 war ein Schritt, um diesem Trend entgegenzuwirken.

Die kommenden Monate werden zeigen, ob die neuen Konjunkturmaßnahmen die gewünschte Wirkung erzielen und Chinas Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs bringen können.