Berlin plant Zwangsräumung des ehemaligen DDR-Erlebnisbades SEZ

Nach jahrelangem Rechtsstreit will Berlin das ehemalige DDR-Vorzeigeprojekt SEZ zwangsräumen lassen. Der Senat plant den Abriss und Neubau von Wohnungen und einer Schule auf dem Gelände.

25. September 2024, 18:12  •  41 ansichten

Berlin plant Zwangsräumung des ehemaligen DDR-Erlebnisbades SEZ

Das Land Berlin plant einen entscheidenden Schritt im Umgang mit dem ehemaligen Sport- und Erholungszentrum (SEZ), einem einst prestigeträchtigen Freizeitkomplex aus DDR-Zeiten. Nach einem langwierigen Rechtsstreit soll nun eine Zwangsräumung durchgeführt werden.

Das SEZ, 1981 eröffnet, war mit einer Kapazität von 8.000 Besuchern täglich das größte Freizeitzentrum der DDR. Es verfügte über ein Wellenbad, eine Eislaufhalle und eine Bowlingbahn. Die Baukosten beliefen sich damals auf 120 Millionen DDR-Mark. Nach der Wiedervereinigung sank die Besucherzahl drastisch, und 2002 wurde die Einrichtung aufgrund von Baufälligkeit geschlossen.

Im Jahr 2003, vor 21 Jahren, verkaufte das Land Berlin das etwa 50.000 Quadratmeter große Grundstück für den symbolischen Preis von einem Euro an einen Investor. Dieser verpflichtete sich, bis 2007 den Badebetrieb wieder aufzunehmen und versprach Investitionen in Höhe von 45 Millionen Euro. Doch die Wiederbelebungsversuche scheiterten mehrfach.

Ein mehr als ein Jahrzehnt andauernder Rechtsstreit folgte, der 2018 mit einer Entscheidung des Landgerichts Berlin zugunsten des Landes endete. Trotz des Urteils weigert sich der ehemalige Eigentümer, die rechtskräftigen Entscheidungen zu akzeptieren.

Eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Finanzen erklärte: "Ein Gerichtsvollzieher ist beauftragt, den Zugang zum Gebäude zu verschaffen." Dies markiert den Beginn der geplanten Zwangsräumung.

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Der Senat plant, das SEZ abzureißen, was bei Denkmalschützern auf Kritik stößt. Die Architektur des Komplexes galt als typisch für die DDR-Moderne und war Teil des Programms "Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik". Laut aktuellem Bebauungsplan sollen auf dem Gelände etwa 500 Wohnungen und eine neue Schule entstehen.

Das SEZ war mehr als nur ein Freizeitbad. Es bot auch Sportmöglichkeiten wie Tischtennis und Badminton und fungierte als wichtiger sozialer Treffpunkt in der DDR. Nach 2003 wurden Teile des Gebäudes als Veranstaltungsort genutzt, und es gab sogar Pläne, es in ein Technologiezentrum umzuwandeln.

Die Entwicklung des SEZ spiegelt den Wandel Berlins seit der Wiedervereinigung wider. Von einem sozialistischen Vorzeigeprojekt zu einem umstrittenen Immobilienobjekt zeigt es die Herausforderungen im Umgang mit dem baulichen Erbe der DDR und die Notwendigkeit, städtischen Raum neu zu gestalten.