Adenauers vergessene Villa: Von Prunkstück zur Geisterruine

In der Eifel steht eine unvollendete Villa, geplant als Rückzugsort für Bundeskanzler Adenauer. Nach einem Korruptionsskandal wurde sie zur verlassenen Ruine und ist heute ein beliebtes Ausflugsziel.

29. September 2024, 10:57  •  17 ansichten

Adenauers vergessene Villa: Von Prunkstück zur Geisterruine

Inmitten der idyllischen Vulkaneifel, etwa 90 Minuten von Köln entfernt, erhebt sich ein imposanter Betonkoloss aus dem Kammerwald. Diese moosbewachsene Ruine, bekannt als "Camp Konrad", sollte einst das Prunkstück der jungen Bundesrepublik Deutschland werden - die Villa des ersten Bundeskanzlers Konrad Adenauer.

Vor 69 Jahren, nach seinem zweiten Wahlsieg, beschloss Adenauer, sich neben seinem Haus in Rhöndorf einen Zweitwohnsitz in der Eifel zuzulegen. Das ausgewählte Grundstück im Kammerwald, etwa 65 Kilometer südwestlich seines Hauptwohnsitzes, umfasste rund 2.000 Quadratmeter.

1955 wurde der Bauantrag für ein "Jagd-, Wochenend- und Gästehaus bei Duppach" eingereicht. Die geplante Villa sollte 600 Quadratmeter Wohnfläche bieten und auch internationale Staatsgäste beherbergen können. Gerüchte über einen Hubschrauberlandeplatz und einen atombombensicheren Bunker erwiesen sich als Mythen.

Der Bau von "Camp Konrad" - benannt in Anlehnung an den US-Präsidentensitz "Camp David" - begann kurz nach der Antragstellung. Doch das Projekt geriet bald ins Stocken. Der Architekt Heribert Multhaupt war Adenauers Schwiegersohn, was zu Korruptionsvorwürfen führte. Der Bau wurde daraufhin abrupt gestoppt.

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Heute ist die Ruine akut einsturzgefährdet und eingezäunt. Das Betreten ist streng verboten, doch "Lost Place"-Enthusiasten fühlen sich von der gespenstischen Atmosphäre angezogen. Wanderer können die Überreste der Villa auf verschiedenen Routen von Prüm, Duppach oder Steffeln aus erkunden.

2019 erwarb ein Unternehmer aus dem Großraum Köln das Gelände für 35.000 Euro. Die Zukunft des Gebäudes bleibt ungewiss. Eine Fertigstellung ist aufgrund der maroden Bausubstanz und Umweltschäden keine Option.

"Camp Konrad" steht als stummes Mahnmal der Bonner Republik in der Vulkaneifel - ein Zeugnis vergangener politischer Ambitionen und ein faszinierendes Ziel für Geschichtsinteressierte und Naturliebhaber gleichermaßen.

"Ein Ort der Ruhe und Besinnung, fern vom hektischen Regierungsalltag in Bonn."

Konrad Adenauer über sein geplantes Refugium