50 Jahre Deutsche Krebshilfe: Von Tabu zu Hoffnung

Die Deutsche Krebshilfe feiert ihr 50-jähriges Bestehen. Gegründet von Mildred Scheel, hat die Organisation maßgeblich zur Verbesserung der Krebsbehandlung und -forschung in Deutschland beigetragen.

24. September 2024, 08:26  •  34 ansichten

50 Jahre Deutsche Krebshilfe: Von Tabu zu Hoffnung

Vor einem halben Jahrhundert, im Jahr 1974, gründete Mildred Scheel die Deutsche Krebshilfe in der Villa Hammerschmidt in Bonn. Als Ärztin und Ehefrau des damaligen Bundespräsidenten Walter Scheel nutzte sie ihre Position, um das damals tabuisierte Thema Krebs in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken.

In den 1970er Jahren war die Situation für Krebspatienten düster. Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Krebshilfe, erinnert sich: "Damals konnte nur ein Viertel der Patienten geheilt werden. Heute sind es die Hälfte." Die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten war oft unzureichend, und Therapiemöglichkeiten waren begrenzt.

Mildred Scheel setzte sich leidenschaftlich für Vorsorgeuntersuchungen, Forschung und Unterstützung für Erkrankte ein. Ihre Motivation war klar: "Ich habe zu viele Menschen, die krebskrank waren, sterben sehen und habe auch zu viele Menschen in meiner Praxis erlebt, die zu spät zum Arzt kamen."

Heute ist die Deutsche Krebshilfe eine bedeutende Organisation mit über 100 Mitarbeitern. Sie informiert umfassend über verschiedene Tumorarten, Sozialleistungen und Palliativmedizin. Jährlich werden drei Millionen Exemplare ihrer Informationsbroschüren gedruckt.

Die Organisation finanziert sich ausschließlich durch Spenden und Nachlässe, ohne öffentliche Gelder oder Unterstützung der Pharmaindustrie. Im Jahr 2023 nahm sie 157,7 Millionen Euro ein und förderte damit 177 Projekte zur Verbesserung der Krebspatientenversorgung.

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Ein wichtiger Fokus liegt auf der Unterstützung von Patienten und Angehörigen. Ein Härtefonds half 2023 7.700 Menschen in finanzieller Not. Das "Infonetz Krebs" berät jährlich 11.000 Menschen telefonisch.

Für die Zukunft sieht Nettekoven die Vernetzung von Krankenhäusern und verstärkte Forschungsförderung als zentrale Aufgaben. Auch Prävention bleibt ein wichtiges Anliegen: "Es ist ein ganz hartes Brett, die Prävention in Deutschland breit zu verankern", sagt er und kritisiert Tabakwerbung und mangelnden Sonnenschutz auf Schulhöfen.

Tragischerweise verstarb Mildred Scheel 1985, elf Jahre nach Gründung der Krebshilfe, selbst an Krebs. Ihr Vermächtnis lebt jedoch weiter.

Heute ist die renommierte Geigerin Anne-Sophie Mutter Präsidentin der Krebshilfe. Auch sie hat persönliche Erfahrungen mit der Krankheit gemacht, als ihr Ehemann in den 1990er Jahren an Krebs starb.

"Dann denken die Leute, dass man bei Krebs ohnehin nichts machen kann, und sie verlieren das Zutrauen in die Vorsorgeuntersuchung"

Mildred Scheel über die Bedeutung der Krebsvorsorge

Am 1. Oktober 2024 findet in der Berliner Philharmonie eine Benefizveranstaltung zum 50-jährigen Jubiläum der Krebshilfe statt, bei der Anne-Sophie Mutter auftreten wird. Diese Veranstaltung symbolisiert den langen Weg, den die Organisation zurückgelegt hat - von einem Tabu zu einer Quelle der Hoffnung für viele.