Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) in Rheinland-Pfalz hat einen historischen Schritt vollzogen. Zum ersten Mal in ihrer 77-jährigen Geschichte steht eine Frau an der Spitze des Landesverbands. Sabine Bätzing-Lichtenthäler, die 49-jährige Politikerin aus dem Westerwald, wurde mit einem beeindruckenden Ergebnis von 98,98% der Delegiertenstimmen zur neuen Parteivorsitzenden gewählt.
Diese Wahl markiert einen bedeutenden Generationswechsel in der rheinland-pfälzischen SPD, die seit 1991 ununterbrochen die Regierung des Bundeslandes führt. Bätzing-Lichtenthäler vereint nun erstmals seit drei Jahrzehnten wieder die Ämter der Partei- und Fraktionsvorsitzenden in einer Person. Dies unterstreicht die Konzentration der Parteiführung und verspricht eine enge Abstimmung zwischen Partei und Landtagsfraktion.
Der Führungswechsel wurde durch den Rücktritt von Roger Lewentz eingeleitet, der nach zwölf Jahren als Parteichef nicht mehr kandidierte. Lewentz, der maßgeblich am reibungslosen Übergang beteiligt war, wurde zum zweiten Ehrenvorsitzenden der Partei ernannt. In seiner Abschiedsrede rief er die Partei zu Geschlossenheit auf und prognostizierte einen "fulminanten Wahlsieg" bei der Landtagswahl 2026.
Die Neuausrichtung der SPD Rheinland-Pfalz umfasst weitere personelle Veränderungen. Sven Teuber, 41-jähriger Landtagsabgeordneter aus Trier, wurde mit 90% der Stimmen zum stellvertretenden Parteivorsitzenden gewählt. Er ergänzt das Führungsteam um Alexander Schweitzer, der im Juli 2024 zum Ministerpräsidenten gewählt wurde, und Finanzministerin Doris Ahnen.
Bätzing-Lichtenthäler kündigte an, das Programm für die Landtagswahl 2026 in einem partizipativen Prozess mit den Parteimitgliedern zu erarbeiten. Ein Höhepunkt dieses Prozesses soll ein Kongress im Jahr 2025 sein. Die neue Vorsitzende betonte die Wichtigkeit, mehr Mitglieder, insbesondere Frauen, für die Partei zu gewinnen und das Engagement in der SPD zu erleichtern.
"Ihr habt starke Persönlichkeiten, die die Partei im Land, im Bund auf europäischer Ebene und in den Kommunen prägen. Die größte Stärke liegt in der Bürgernähe, die Ihr habt. So wünsche ich mir unsere Partei."
Klingbeil lobte den rheinland-pfälzischen Landesverband als seinen "Lieblingslandesverband" und hob die Geschlossenheit und Zukunftsorientierung hervor. Er wünschte sich eine ähnliche Einigkeit und Teamgeist auch auf Bundesebene.
Die SPD Rheinland-Pfalz, gegründet 1947, blickt auf eine lange Tradition zurück. Als Teil der ältesten noch existierenden Partei Deutschlands hat sie das Land seit seiner Gründung 1946 maßgeblich mitgestaltet. Mit Bätzing-Lichtenthäler an der Spitze setzt die Partei nun auf eine Mischung aus Erfahrung und Erneuerung, um ihre Erfolgsgeschichte fortzuschreiben.
Die Herausforderungen für die neue Führung sind vielfältig. Rheinland-Pfalz, bekannt für seinen Weinbau und seine strategische Lage im Herzen Europas, steht vor wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen. Die SPD will mit Themen wie Bildungsgerechtigkeit, Stärkung der Gemeinschaften und guten Arbeitsbedingungen punkten.
Mit Blick auf die Zukunft betonte Alexander Schweitzer die Notwendigkeit, Industriearbeitsplätze zu sichern und innovative Lösungen für die Herausforderungen des Landes zu finden. Er versprach, als Ministerpräsident "alles zu geben" und jeden Tag für die Bürger zu kämpfen.
Die SPD Rheinland-Pfalz setzt mit dieser Neuaufstellung ein Zeichen für Modernisierung und Kontinuität. Es bleibt abzuwarten, wie sich dieser Kurs auf die Landtagswahl 2026 und die Zukunft des Bundeslandes auswirken wird.