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Gebärdensprache: Schlüssel zur Kommunikation für gehörlose Kinder

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Die Debatte um Cochlea-Implantate versus Gebärdensprache für gehörlose Kinder hält an. Experten betonen die Wichtigkeit der Gebärdensprache für die kindliche Entwicklung und fordern bessere Unterstützung für Familien.

Die Kommunikation zwischen hörenden Eltern und gehörlosen Kindern stellt oft eine große Herausforderung dar. Viele Eltern setzen auf technische Lösungen wie Cochlea-Implantate (CI), doch Experten betonen die Bedeutung der Gebärdensprache als wichtiges Kommunikationsmittel.

Romy Ballhausen, Vizepräsidentin des Bundeselternverbands gehörloser Kinder, erklärt: "Man kann sich unserer Erfahrung nach nicht zu 100 Prozent auf die Technik verlassen." CI-Träger haben oft Schwierigkeiten in lauten Umgebungen oder bei Hintergrundgeräuschen. Laut Claudia Becker, Professorin für Gebärdensprach- und Audiopädagogik, haben "etwa 30 bis 50 Prozent der Kinder trotz der Technik Probleme in der Lautsprachentwicklung".

In Deutschland erhalten jährlich etwa 5.500 Patienten ein CI. Der Bundeselternverband schätzt, dass jedes Jahr zwischen 5.400 und 8.400 Kinder mit einer Höreinschränkung geboren werden oder ertauben. Etwa 90 bis 95 Prozent dieser Kinder haben hörende Eltern.

Robert Jasko von der Deutschen Gehörlosen-Jugend warnt vor den Folgen unzureichender Kommunikation: Identitätskrisen, Unsicherheitsgefühle, Depressionen und Angstzustände. Die Beziehung zu den Eltern kann problematisch werden, und Kinder können Schwierigkeiten haben, sich in andere hineinzuversetzen oder Konflikte zu lösen.

Das Erlernen der Gebärdensprache kann diese Probleme lindern. Thekla Werk, Präsidentin des Bundeselternverbands gehörloser Kinder, berichtet: "Wenn ich in den Familien bin und dort die Gebärdensprache unterrichte, erlebe ich, dass die Kinder und die Familien insgesamt viel entspannter werden, wenn sie eine gemeinsame Sprache finden."

Allerdings ist der Zugang zu Gebärdensprachkursen oft schwierig und teuer. Der Elternverband schätzt, dass nur in einer von zehn betroffenen Familien die Gebärdensprache erlernt wird. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass Gebärdensprachen ebenso komplex wie gesprochene Sprachen sind und über ein umfassendes Vokabular und eine eigenständige Grammatik verfügen.

Die Deutsche Gebärdensprache wurde erst 2002 in Deutschland offiziell anerkannt, obwohl die erste Schule für Gehörlose bereits 1778 in Leipzig gegründet wurde. Weltweit gibt es über 300 verschiedene Gebärdensprachen, die sich natürlich entwickelt haben und nicht künstlich erfunden wurden.

Das Erlernen von Gebärdensprache fördert nachweislich die kognitive Entwicklung bei Kindern. In einigen Ländern wird Gebärdensprache sogar als Fremdsprache in Schulen angeboten. Interessanterweise können auch einige Primatenarten einfache Gebärdensprache erlernen.

Der Bundeselternverband fordert eine unabhängige Beratungsstelle, die alle Optionen aufzeigt. Ballhausen betont: "Jede Familie muss ihren Weg finden, mit oder ohne technische Unterstützung, aber Gebärdensprache muss auf jeden Fall angeboten werden."

"Mit jeder Gebärde, die die Eltern lernen, öffnet sich ein weiteres Fenster in die Welt ihres Kindes."

Robert Jasko, Referent bei der Deutschen Gehörlosen-Jugend

Es ist wichtig zu beachten, dass Gehörlose oft mit zusätzlichen Herausforderungen konfrontiert sind. Die Arbeitslosenquote unter Gehörlosen ist deutlich höher als im Bevölkerungsdurchschnitt, und sie haben ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen. Umso wichtiger ist es, frühzeitig eine effektive Kommunikation zu etablieren und die Entwicklung gehörloser Kinder umfassend zu unterstützen.

Eric Beike