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Frankfurter Bäckerei setzt umstrittene Maßnahme gegen "Herumlungernde" ein

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Eine Bäckerei im Frankfurter Bahnhofsviertel installiert Stacheln, um unerwünschte Personen fernzuhalten. Die Maßnahme sorgt für Diskussionen über Sicherheit und soziale Probleme im Viertel.

Im Frankfurter Bahnhofsviertel, einem Stadtteil bekannt für seine vielfältige Kultur und sozialen Herausforderungen, hat eine Bäckerei eine ungewöhnliche Maßnahme ergriffen. Die Filiale von "Biokaiser" in der Kaiserstraße hat auf ihrer Außenterrasse Stacheln installiert, die das Wort "Frankfurt" formen. Diese Vorrichtung soll nicht, wie oft angenommen, obdachlose Menschen vertreiben, sondern zielt auf Personen ab, die laut dem Geschäftsführer Volker Schmidt-Sköries durch störendes Verhalten auffallen.

Frankfurt, die fünftgrößte Stadt Deutschlands und Finanzzentrum mit Sitz der Europäischen Zentralbank, kämpft seit Jahren mit sozialen Problemen im Bahnhofsviertel. Die einst prachtvolle Kaiserstraße hat, wie viele Teile des Viertels, einen Wandel durchgemacht. Seit den 1970er Jahren begann der soziale Abstieg des ehemals gehobenen Wohnviertels.

Schmidt-Sköries erklärt, die Installation richte sich gegen Personen, die angeblich "Hehlerware" vertreiben und durch aggressives Auftreten auffallen. Die Polizei Frankfurt kann diese Behauptung jedoch nicht bestätigen. Vielmehr beziehen sich die Beschwerden auf Ruhestörungen und öffentliches Urinieren.

Eine Anwohnerin, die anonym bleiben möchte, berichtet von Belästigungen:

"Die rufen einem auch gerne mal unangenehm hinterher, wenn man an der Straßenkreuzung vorbeiläuft. Ich persönlich fühle mich belästigt."

Aussage einer Anwohnerin

Die Bäckerei betont, dass sie trotz der Maßnahme weiterhin obdachlose Menschen mit Waren versorgt und sich um sie kümmert. Dies ist besonders relevant, da Frankfurt eine der höchsten Obdachlosenraten in Deutschland aufweist.

Die Polizei hat seit September 2022 ihre Präsenz im Bahnhofsviertel verstärkt. Zusätzlich wurden Videoschutzanlagen installiert und eine Waffenverbotszone eingerichtet. Diese Maßnahmen sind Teil der Bemühungen, die Sicherheit in einem Gebiet zu verbessern, das für seine hohe Kriminalitätsrate bekannt ist.

Trotz der Herausforderungen bleibt das Bahnhofsviertel ein beliebtes Ausgehviertel. Zahlreiche Initiativen von Bürgern und Geschäftsleuten arbeiten an der Verbesserung der Situation. Die Stadt investiert jährlich Millionen in Sicherheitsmaßnahmen und bietet verschiedene Hilfsprogramme für Obdachlose und Drogensüchtige an.

Die Stachel-Installation der Bäckerei spiegelt die komplexen sozialen Dynamiken im Frankfurter Bahnhofsviertel wider. Sie zeigt die Gratwanderung zwischen dem Schutz von Geschäftsinteressen und der Notwendigkeit, sensibel mit den Bedürfnissen marginalisierter Gruppen umzugehen. Die anhaltenden Diskussionen unterstreichen die Wichtigkeit eines ausgewogenen Ansatzes zur Bewältigung der vielfältigen Herausforderungen in diesem historisch bedeutsamen Stadtteil.